Andrea Krollpfeiffer
Lehrerin für Sexualpädagogik, Lebenskunde und Handarbeit an einer heilpädagogischen Schule. Gelernte Schneiderin und Redakteurin. Mutter zweier erwachsener Kinder.
Als ehemalige Waldorfschülerin in Kassel begleitet mich die Antrophosohie seit meiner Kindergartenzeit und hat mich bis heute in vielen beruflichen und kreativen Prozessen geprägt.
Nach einer Schneiderlehre und der Idee, in die grosse weite Welt zu ziehen, landete ich zunächst in Hamburg und arbeitete hier mehrere Jahre für verschiedene Verlage als Redakteurin.
In den folgenden Jahren, die ich in Kalifornien lebte und auch hier journalistisch tätig war, fiel es mir immer wieder auf, dass Menschen mit Behinderungen aller Art wesentlich mehr im Alltag integriert wurden und selbstverständlicher als in Deutschland überall am regulären Leben teilnahmen.
Nach der Geburt meiner beiden Kinder und dem Wunsch mich mit Menschen statt mit schönen Dingen zu befassen, arbeitete ich zunächst an einer Waldorfschule in Hamburg und unterrichtete hier Handarbeit in der Unterstufe.
Heute arbeite ich an einer Heilpädagogischen Waldorfschule im Nordosten Hamburgs. Meine Schwerpunkte liegen hier in der Berufsvorbereitung, der Lebenspraxis und der sexuellen Bildung in den Epochen der Beziehungskunde. Hier ist es mir ein großes Anliegen, einfühlsam und gemeinsam mit den Schüler*innen auf viele Fragen Antworten zu finden. Durch meine offene Art gelingt es mir, zu beinahe allen Jugendlichen eine Vertrauensebene aufzubauen, die meines Erachtens die Grundlage für die Beziehungskunde darstellt. Eine langsame und behutsame Herangehensweise ist hier selbstverständlich.
Mehrere Fortbildungen zum Thema Sexuelle Bildung für Menschen mit Behinderung und viele Gespräche mit Kolleg*innen und Schüler*innen zeigten mir, wie wichtig dieses Thema und wie groß das Interesse gerade an einer heilpädagogischen Schule ist.
Bei Menschen mit Behinderungen entstehen oft viele Ängste und Unsicherheiten, und die Möglichkeiten, Fragen zur Sexualität zu stellen sind oft begrenzt. Durch teils fehlendes Körperwissen und mangelndes Körperbewusstsein entsteht nicht selten ein verzerrtes Bild der Sexualität, das durch den falschen Umgang mit Medien (z.B.Pornografiekonsum) noch verstärkt wird und oft zu großen Ängsten führt.
Menschen mit Behinderung wird eine eigene Sexualität oft abgesprochen und dies birgt Risiken, die nicht selten zu Übergriffen oder sexueller Gewalt führen.
Ich arbeite teils auch mit Schüler:innen zusammen, die traumatische Erlebnisse zu verarbeiten habe. Hier ist es mir sehr wichtig, sensibel zu schauen, wie intensiv die Unterrichtseinheiten stattfinden können und in einem engen Austausch mit Klassenbetreuer*innen und/oder Eltern und Erziehungsberechtigten zu stehen.
Auf einer guten Vertrauensebene zu arbeiten ist mir in jedem Unterricht ein großes Anliegen. Es dürfen alle Fragen gestellt werden, die Schüler*innen dürfen lachen, sich schämen, neugierig sein, den Unterricht aber auch verlassen, wenn sie sich nicht mehr wohl fühlen.